Über Anne und Wolf Körner
Wolf Körner, geboren 1928, erlebte die Grauen des Dritten Reichs noch unmittelbar. 1944 tauchte er mit der Mutter in Österreich unter, um dem Dienst in der Wehrmacht zu entgehen;die Verfolgung und Ghettoisierung seiner jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Diese Erlebnisse haben Wolf geprägt, ihn in seinem Einsatz für Freiheit, Mitmenschlichkeit und soziale Integration, in seiner Verbundenheit zu Israel und dem Judentum bestärkt. Eine Verbundenheit, die stets aber auch Offenheit gegenüber den Palästinensern zeigte - mit seinen unnachahmlichen kommunikativen Fähigkeiten konnte Wolf, wie viele Jugendliche auf gemeinsamen Israel-Reisen erlebt haben, mit dem Davidstern am Finger zugleich freundschaftlich und offen mit Palästinensern sprechen, für viele von uns damals eine phänomenale Erfahrung. Über Österreich kam Wolf dann nach dem Krieg in eine Aussiedlerwohnung nach Sürth, wo bereits Verwandte lebten. Als Vertreter für Lebensmittelprodukte, im Vertrieb des Kölner Stadt-Anzeigers und später wieder in der Lebensmittelbranche konnte er sein kommunikatives Talent zum Tragen bringen.
Anne, 1935 in Zwickau geboren, ebenfalls noch durch den Krieg geprägt, litt unter der langen Abwesenheit des Vaters (Kriegsgefangenschaft), den Verlust von Freundinnen in furchtbaren Bombennächten. Nach dem Krieg nahm die sportbegeisterte, hochtalentierte Leichtathletin an der Spartakiade (Diskuswurf) teil und begann ein Sportstudium. Dieses musste sie abbrechen, da sie sich weigerte, aus der Kirche aus- und in die SED einzutreten.Nachdem sie Wolf, der auf Verwandtenbesuch in Zwickau war (Annes beste Freundin war eine Cousine von Wolf), kennengelernt hatte, fasste sie rasch den Entschluss, ihm nach Köln zu folgen, wo die beiden 1955 auf dem Standesamt in Rodenkirchen heirateten. Neben ihrer Tätigkeit als Arzthelferin (erst in Köln, später in Wesseling) ging Anne ihrer Leidenschaft - dem Sport - beim TV Sürth auch als Übungsleiterin für den Nachwuchs, nach. Dies war auch der Startschuss für die Tätigkeit von Wolf, selbst eher unsportlich, beim TV Sürth und recht bald als Betreuer der Handballjugend.
Mit Aufkommen des Hallenhandballs, der vor allem für die Jugendlichen reizvoller war als der "alte" Feldhandball, kam es Ende der 60er-Jahre zum Wechsel von Wolf und vielen talentierten Jugendhandballern nach Wesseling.Dort gab es - im Gegensatz zum Kölner Süden - damals mit der Kronenbuschhalle eine "Heimat" für den Hallenhandball. Und Wolf kümmerte sich mit unvorstellbarer Energie um "seine" Jugendlichen, fuhr sie zum Training, war bei den Spielen dabei, feierte mit ihnen, war aber auch immer da, wenn es Probleme zu lösen gab: in der Schule, mit strengen Eltern oder indem er mit seinem gewinnenden Wesen die Eltern überzeugte, dass der Sport wichtig sei auch für die Entwicklung der Kinder. Die Jugendmannschaften in Wesseling hätten nie den Zusammenhalt, den sportlichen Erfolg, diese unbändige Freude am gemeinsamen Einsatz auf dem Feld gehabt, wäre nicht der gute Geist der Mannschaft immer dabei gewesen. Ob Hausaufgabenhilfe, private Probleme, für alles war er da. Und er lehrte uns alle, was es heißt, soziale Verantwortung zu übernehmen, Mitmenschlichkeit walten zu lassen, Freiheit zu haben, aber auch zu gestalten. Unvergessen sind auch seine Reisen, die er - von den Erfahrungen des Holocaust geprägt - mit zahlreichen Jugendgruppen nach Israel machte - prägende Erlebnisse für alle, die dabei waren.
Während dieser Zeit, in der die Handballjugend zentraler Lebensinhalt von Wolf war, hielt Anne ihm immer den Rücken frei und war Mitglied der Handballfamilie, trotz Kindererziehung und den Mühen des Alltags. Ohne sie und ihre Leidenschaft für den Sport wär das alles nicht möglich gewesen.
Später dann kamen vielfältige Engagements der beiden, u.a. bei der jüdischen Gemeinde in Bonn und für die Tschernobylhilfe dazu. Als Wesselinger Bürger, die Anne und Wolf dann ab 1992 waren, sind sie sicher auch aus dieser Zeit noch in bester Erinnerung.
Nach langer Krankheit starb Wolf Körner 2011, Anne folgte ihm 2022, der Anlass, ihrem tollen Wirken für den Jugendsport - über all die Jahre immer ehrenamtlich - mit der Stiftung eines Preise zu gedenken.